Zertifikate

Was sind Zertifikate?

Ein Zertifikat bestätigt, dass eine medizinische Einrichtung (zum Beispiel ein Krankenhaus oder eine Arztpraxis) insgesamt oder für einen bestimmten Bereich festgelegte Anforderungen erfüllt. Das betrifft oft Strukturen und Abläufe, etwa ob ausreichend Personal vorhanden ist oder bestimmte Hygienevorschriften eingehalten werden. Für manche Zertifikate müssen aber auch bestimmte Ergebnisse nachgewiesen werden, etwa weniger Komplikationen nach einer Operation.

Warum sollte ich auf Zertifikate achten?

Bei der Suche nach einer passenden Klinik oder Arztpraxis können Zertifikate Ihnen Orientierung bieten. Wichtig ist: Ein Zertifikat ist keine Garantie für eine gute medizinische Behandlung. In den meisten Fällen bestätigen Zertifikate, dass bestimmte Voraussetzungen für eine gute Behandlung erfüllt werden.

Hinweis: Gemäß § 135d Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V), eingefügt durch das Krankenhaustransparenzgesetz werden im Bundes-Klinik-Atlas aussagekräftige Qualitätssiegel und Zertifikate über die stationäre Versorgung veröffentlicht. In der Begründung zum Krankenhaustransparenzgesetz wird hierzu konkretisiert, dass das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) bestimmt, welche Zertifikate für eine Veröffentlichung im Bundes-Klinik-Atlas geeignet sind. Dabei sollen Zertifikate identifiziert werden, die eine hohe Aussagekraft über die Qualität der Behandlung in den jeweiligen Krankenhäusern haben können und insofern für Patientinnen und Patienten bei der Wahl einer geeigneten Einrichtung relevant sind. Dazu entwickelt das IQTIG eine Methodik, die auf Vorarbeiten im Rahmen einer Beauftragung beruhen (§ 137a Absatz 3 Satz 2 Nummer 7 SGB V). Diese Arbeiten sind aktuell noch nicht abgeschlossen, weshalb in einem ersten Schritt übergangsweise ausgewählte Zertifikate abgebildet werden.

Welche Zertifikate bildet der Bundes-Klinik-Atlas ab?

Krebszentren werden von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert.

Die Krebszentren der DKG sind umfassende Behandlungsnetzwerke aus stationären und ambulanten Einrichtungen, in denen alle an der Betreuung von Krebspatientinnen und -patienten beteiligten Fachrichtungen eng zusammenarbeiten. Neben Chirurginnen und Chirurgen, Expertinnen und Experten für die medikamentöse Tumortherapie, Strahlentherapeutinnen und -therapeuten und weiteren Fachdisziplinen gehören dazu unter anderem auch onkologisches Pflegepersonal, Psychoonkologinnen und Psychoonkologen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Selbsthilfegruppen. Die Deutsche Krebsgesellschaft möchte die Betreuung von onkologischen Patientinnen und Patienten verbessern und ihnen in jeder Phase der Erkrankung eine umfassende Behandlung ermöglichen, die sich an hohen Qualitätsmaßnahmen orientiert. Jedes von der DKG zertifizierte Zentrum unterzieht sich strengen Qualitätskontrollen. Die Qualitätsanforderungen und fachliche Anforderungen, die zertifizierte Zentren erfüllen müssen, sind in Erhebungs- und Kennzahlenbögen zusammengefasst. Diese dienen als Grundlage für die Zertifizierung und werden in interdisziplinären Kommissionen erarbeitet und regelmäßig aktualisiert. Die Zentren müssen jährlich in einem Audit nachweisen, dass sie die fachlichen Anforderungen für die Behandlung einer Tumorerkrankung erfüllen. Die Überprüfung der Kriterien erfolgt durch Fachexpertinnen und -experten des unabhängigen Zertifizierungsinstituts OnkoZert. Weitere Informationen sind hier abrufbar.

Gefäßzentren werden zertifiziert durch die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin – Gesellschaft für operative, endovaskuläre und präventive Gefäßmedizin (DGG) und/oder die Deutsche Röntgengesellschaft – Gesellschaft für Medizinische Radiologie (DRG) und/oder die Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGA).

Ein Zertifiziertes Gefäßzentrum ist eine Behandlungseinheit, in der Fachleute aus den Bereichen Gefäßchirurgie, Radiologie und Angiologie zusammenarbeiten und Menschen mit Gefäßerkrankungen umfassend betreuen. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin– Gesellschaft für operative, endovaskuläre und präventive Gefäßmedizin (DGG) zertifiziert diese Zentren alleine oder gemeinsam mit der Deutschen Röntgengesellschaft – Gesellschaft für Medizinische Radiologie (DRG) und/oder der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGA). Die Kliniken müssen – je nachdem, ob sie das Zertifikat nur von der DGG erhalten oder von der DGG mit DRG oder DGA oder gar von allen dreien – festgelegte Mindestanforderungen erfüllen, die sich am aktuellen Stand der Wissenschaft ausrichten. Dann erhalten sie die Bezeichnung „Zertifiziertes Gefäßzentrum“. Studien weisen für Behandlungen in Zertifizierten Gefäßzentrum bessere Ergebnisqualität nach. Alle drei Jahre besuchen Fachexpertinnen und Fachexperten das Zentrum, schauen sich die Gegebenheiten vor Ort an und sprechen mit den Behandelnden. Weitere Details sind hier abrufbar.

Vor allem die Zertifikate der medizinischen Fachgesellschaften können tatsächlich eine bessere Behandlung bedeuten. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt danach.

Stroke Units werden zertifiziert durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft und Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.

Die Deutsche Schlaganfallgesellschaft möchte in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe die Behandlung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten verbessern und für sie eine möglichst gute Behandlung sicherstellen. In den von diesen beiden Institutionen zertifizierten Stroke Units ist insbesondere sichergestellt, dass die Behandlung sich nach den aktuellen wissenschaftlichen Standards richtet. Jede zertifizierte Stroke-Unit unterzieht sich strengen Qualitätskontrollen. Die Qualitätsanforderungen und fachliche Anforderungen, die zertifizierte Zentren erfüllen müssen, sind von Expertinnen und Experten vorgegeben und werden stets an den Stand der wissenschaftlichen Forschung angepasst. Die Bezeichnung "Stroke Unit" oder auch "Schlaganfall-Station" ist in Deutschland gesetzlich nicht geschützt. Deshalb ist es für Patientinnen und Patienten wichtig, auf eine Zertifizierung zu achten. Eine Stroke Unit besitzt die apparativen und die personellen Voraussetzungen für die notwendigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen. Die lebensnotwendigen Funktionen der Betroffenen können rund um die Uhr überwacht werden, ein erfahrenes Team unterschiedlicher Fachärztinnen und Fachärzte, bestehend aus Neurologinnen und Neurologen, Kardiologinnen und Kardiologen sowie Radiologinnen und Radiologen und teilweise auch Neuro- und Gefäßchirurginnen und -chirurgen arbeitet zusammen. Weiterführende Informationen können hier abgerufen werden.

EndoProthetikZentren werden zertifiziert durch das EndoCert-Verfahren der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC).

Ein solches Zentrum konzentriert sich darauf, Patientinnen und Patienten umfassend beim Ersatz erkrankter Gelenke zu versorgen, sei es bei der Erstimplantation (Primärendoprothetik) oder dem Wechsel von Hüft-, Knie- und Schulterprothesen (Wechselendoprothetik). Zusätzlich zur Hüft- und Knieendoprothetik können auch andere Bereiche wie Schulterprothetik gesondert zertifiziert werden. Besonderes Augenmerk liegt auf der fachgerechten Prüfung der Indikation für den Gelenkersatz und der Vernetzung mit Rehabilitationszentren. Wichtig ist dabei, dass die fachgerechte Überprüfung der Indikation (Entscheidung über die Durchführung des Gelenkersatzes) eine zentrale Rolle bei der Zertifizierung innehat. Die Vernetzung mit den nachversorgenden Rehabilitationseinrichtungen ist dabei ebenso von hoher Bedeutung.

Seit 2012 können sich Kliniken und Einrichtungen, die sich auf Gelenkersatzchirurgie (Endoprothetik) spezialisiert haben, als EndoProthetikZentrum oder als EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung zertifizieren lassen. Sie lassen sich wie folgt unterscheiden:

EndoProthetikZentren: alle hohen Standards für die Versorgung von Patientinnen und Patienten werden vorausgesetzt

EndoProthetikZentren der Maximalversorgung: weisen einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Revisions- und Wechselendoprothetik auf. Zudem stehen diese Zentren als Referenzzentren für weiterführende Fragestellungen zur Verfügung. Weitere Informationen zu EndoProthetikZentren finden Sie hier.

Interdisziplinäre Zentren für Dialysezugänge (Shuntzentren) werden ausgezeichnet durch die vier Fachgesellschaften für Angiologie, Gefäßchirurgie, Nephrologie und Radiologie (Deutsche Gesellschaft für Angiologie, Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin, Deutsche Gesellschaft für Nephrologie sowie die Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie).

Für die Hämodialyse (Blutwäsche) braucht man einen Zugang zum Blutsystem, idealerweise aus körpereigenen Arterien und Venen. Hierbei wird chirurgisch eine Vene an eine Arterie genäht. Die Vene wird dann mit hohem Druck und hohem Blutfluss durchflossen. Solche stark durchbluteten Venen bezeichnet man auch als Shunt. Wenn im Verlauf der Dialysebehandlung Flussprobleme des Shunts auftreten, kann der Shunt entweder operiert oder mit Ballonkathetern erweitert werden. In zertifizierten Zentren besteht neben den besonderen Qualifikationen in Bezug auf den Dialysezugang eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Operateurinnen und Operateuren, Interventionalistinnen und Interventionalisten, die dilatieren und Nephrologinnen und Nephrologen. Es ist wichtig, dass alle genannten Spezialistinnen und Spezialisten rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Alle Zertifizierungsanforderungen sind hier zu finden.

Kontinenz- und Beckenbodenzentren sind interdisziplinäre Einrichtungen, die durch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGG), die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU), die Deutsche Kontinenz Gesellschaft (DKG), die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) sowie die Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie (DGK) zertifiziert werden.

Ein Kontinenz- und Beckenbodenzentrum ist ein Behandlungsnetzwerk, in dem Fachleute aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten um Menschen mit Problemen der Harn- und Stuhlinkontinenz sowie funktionellen Störungen und Erkrankungen des Beckenbodens umfassend zu betreuen. Dies schließt auch Fehlbildungen, benigne und maligne Tumore sowie Funktionsstörungen aus vorausgegangenen Verletzungen oder Operationen mit ein. In Deutschland sind ca. 10 Millionen Menschen von einer Harn- und Stuhlinkontinenz sowie funktionellen Störungen oder Erkrankungen des Beckenbodens betroffen. Trotzdem gib es eine hohe Zahl nicht oder nicht in ausreichender Qualität behandelter Patientinnen und Patienten. Durch das Zertifizierungssystem möchten die beteiligten Gesellschaften (DGGG, DGU, DKG, DGAV, DGK) die Betreuung und Behandlung von Patientinnen und Patienten verbessern. Weitere Informationen zur Zertifizierung zu Kontinenz- und Beckenbodenzentren finden Sie hier.

Eine Nephrologische Schwerpunktklinik bzw. -abteilung wird zertifiziert durch die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN).

Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie hat ein Zertifizierungsverfahren geschaffen, mit dem sich spezialisierte nephrologische Einrichtungen einem Qualitätsentwicklungs- und Überprüfungsverfahren unterziehen können. Die wesentliche Erwartungshaltung ist die Verbesserung der Versorgung nephrologisch erkrankter Patientinnen und Patienten in allen Phasen und für alle Bereiche ihrer Erkrankung. Voraussetzung hierfür ist die Erfüllung definierter Kriterien in Bezug auf die Struktur- und Prozessqualität, um die Ergebnisqualität steigern zu können. Die Basiszertifizierungen können durch gesonderte Prüfungen um bestimmte zusätzliche Module erweitert werden. „Nephrologische Schwerpunktkliniken DGfN“ können um die Module „Zentrum für Nierentransplantation DGfN“ sowie „Zentrum für Hypertonie DGfN/DHL“ erweitert werden. „Nephrologische Schwerpunktabteilungen DGfN“ können den zusätzlichen Schwerpunkt „Zentrum für Hypertonie DGfN/DHL“ erlangen. Zusätzliche Informationen zur deutschen Gesellschaft für Nephrologie finden Sie hier.

Wie finde ich ein für meinen Behandlungsanlass zertifiziertes Krankenhaus?

Wählen Sie auf der Startseite des Bundes-Klinik-Atlas anhand der Kacheln einen Behandlungsanlass aus.
In der Vergleichsliste und der Detailansicht eines Krankenhauses wird angezeigt, welche Krankenhäuser über eine Zertifizierung verfügen (z. B. “Stroke Unit”, “Brustkrebszentrum”, “EndoProthetikZentrum”).
Über die Filterfunktion können Sie sich nur diejenigen Krankenhäuser anzeigen lassen, die zertifiziert sind.